Referentinnen und Referenten
Arnold, Jochen
Abstract
Kurzvita
Dr. Jochen Arnold
Direktor des Michaelisklosters Hildesheim, Ev. Zentrum für Gottesdienst und Kirchenmusik der Ev. Landeskirche Hannovers.
Zugleich lehrt er als Privatdozent für Systematische und Praktische Theologie an der Universität Leipzig.
Außerdem:
Seit 2012 Liturgieberater der Gemeinschaft Ev. Kirchen in Europa (GEKE)
Seit 2014 Honorarprofessor für Musikvermittlung an der Universität Hildesheim
Seit 2019 Vorsitzender der Liturgischen Konferenz (EKD)
Dirigent der Ensembles Gli Scarlattisti, Collegium Musicum Hildesheim, Unicanto Hildesheim
Herausgeber der Reihe gemeinsam gottesdienst gestalten (demnächst 35 Bände), EVA Leipzig
Ausbildung:
A-Kirchenmusiker, Ev. Pfarrer und habilitierter Theologe
Beruflicher Werdegang:
Kantor und Vikar in Reutlingen
Studienassistent am Pfarrseminar der Württ. Landeskirche Stuttgart (Vikarsausbildung)
Promotion zum Verhältnis von Theologie und Liturgie (publiziert unter: Theologie des Gottesdienstes, ³2021 Leipzig)
Habilitation zu J.S. Bachs Kantaten: Publiziert als: Poetisch-musikalisch von Gott reden – Gottes verborgenes und offenbares Handeln in Bachs Kantaten (Göttingen 2009)
Forschung:
Bachs Kantaten (im Gottesdienst); Martin Luther (besonders zu Musik und Gottesdienst); Abendmahl, Musik, Gottesdienst im ökumenischen Kontext, Interkulturelle und multirelgiöse Feiern u.a.
Einschlägige weitere Titel:
- Jochen Arnold, Das Zeitalter der Reformation(en) und die Musik in: Geschichte der Kirchenmusik (hg. v. Wolfgang Hochstein und Christoph Krummacher), Laaber 2011, 211-227.
- Jochen Arnold/Klaus-Martin Bresgott (Hgg.), Kirche klingt – 77 Lieder für das Kirchenjahr (ggg 19), Hannover 2011 mit eigenen Beiträgen über fünf Kirchenlieder.
- Jochen Arnold, Kirchenlieder als Brennpunkte der Glaubens- und Frömmigkeitsgeschichte, in: StimmKraft – Kirchenlieder schreiben Geschichte, hg. v. Werner Horn und Alexander Hanisch-Wolfram, Klagenfurt 2015, 11-32.
Bauer, Brinja
Abstract
Als der Kieler Theologieprofessor Johann Andreas Cramer (1723–1788) das Allgemeine Gesangbuch für die Herzogtümer Schleswig und Holstein veröffentlichte, befand sich die deutschsprachigen Gesangbuchlandschaft im Umbruch: Seit Mitte des 18. Jahrhunderts wurden vermehrt altbekannte Lieder umgedichtet, um dem damaligen Geschmack und der neuen, aufgeklärten Theologie gerecht zu werden. Auch Cramer folgte dieser Bewegung: Nahezu alle Lieder – ob von Luther oder Klopstock – wurden von ihm rigoros bearbeitet.
Über 600 Lieder, hat er auf diese Weise zusammengetragen, mit über 200 eigenen Liederdichtungen ergänzt und ganz im Sinne der damaligen theologischen Entwicklungen in Glaubens- und Tugendlehre unterteilt. Es war Cramers erklärtes Ziel, den Gemeinden für jede Lebenslage und Gefühlsregung ein passendes Lied zu geben; sie sollten jedoch nicht nur emotional berührt, sondern zugleich in der christlichen Lehre unterrichtet werden.
Das Allgemeine Gesangbuch ist ein anschauliches Beispiel für die Gesangbuchkultur im Zeitalter der Aufklärung. Viele deutschsprachige Gesangbücher, die in den folgenden Jahrzehnten erschienen, orientierten sich an seinem Aufbau und übernahmen zahlreiche von Cramers Liedern und Umdichtungen.
Kurzvita
Brinja Bauer, M. Ed
„[D]en Verstand erhellen, das Gemüth begeistern“ – Johann Andreas Cramers Allgemeines Gesangbuch (1780)
Studium der Germanistik und ev. Theologie an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel; Editorin an der Schleiermacher-Forschungsstelle 2015–2017; Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Neuere Kirchengeschichte 2018–2022; Promotion zu »Johann Andreas Cramer (1723–1788). Ein Theologe im Zeitalter der Aufklärung« 2022.
Forschungsschwerpunkte:
Reformationsgeschichte; Theologie des 18. Jahrhunderts; Friedrich Schleiermacher als Prediger; Evangelische Gesangbücher im Laufe der Zeit; geistliche Lyrik
Ausgewählte Publikationen:
- Heinrich von Zütphen – ein evangelischer Märtyrer, in: Detlev Kraack / Martin J. Schröter (Hg.), Wendezeiten 1500 bis 1600. Glauben und Leben zwischen Norm und Abweichung (QFGSH 128) Husum 2020, 145–161.
- O Durchbrecher aller Bande (EG 388), gemeinsam mit Johannes Schilling, in: Liederkunde zum Evangelischen Gesangbuch 25, Göttingen 2019, 61–68.
Cherdron, Eberhard
Abstract
Die kurpfälzischen Gesangbücher – Vorbild und Beispiel reformierter Gesangbuchtradition
In dem Beitrag wird aufgezeigt, dass das in Neustadt erschienene reformierte Gesangbuch von 1585/1586 für die gesamte reformierte Gesangbuchtradition in den deutschen Territorien für fast 200 Jahre Vorbildfunktion hatte.
Erstmals wurden in dem Neustadter Druck von 1585/1586 der Lobwasser-Psalter und eine Sammlung anderer geistlicher Lieder und Gesänge in einem Gesangbuch vereint. Dieses wurde über das reformierte Herborner Gesangbuch mit seinen vielen Drucken in den folgenden Jahrzehnten beispielgebend für alle reformierten Gesangbücher der deutschen Territorien. Damit standen den reformierten Gemeinden in den deutschen Territorien, im Unterschied zu den französischen und niederländischen Gemeinden, von Anfang an über den durch den Lobwasser-Druck vermittelten Genfer Psalter hinaus eine Fülle anderer Lieder zur Verfügung.
Neben der Geschichte des Neustadter Gesangbuches werden kurz die daraus entstandenen verschiedenen reformierten Gesangbuchtraditionen dargestellt, um den Zusammenhang, aber auch die Verschiedenheiten zu verstehen, die sich im Laufe der zwei ersten Jahrhunderte der reformierten deutschen Gesangbuchgeschichte ergaben.
Kurzvita
Eberhard Cherdron
Studium der Ev. Theologie und Volkswirtschaft in Tübingen, Heidelberg, Göttingen und Mainz, sowie in Saarbrücken und Mannheim.
Berufliche Tätigkeit in der Evangelischen Kirche der Pfalz (Prot. Landeskirche): Gemeindepfarrer, Landesjugendpfarrer, Landesdiakoniepfarrer, Oberkirchenrat(Personaldezernent), Kirchenpräsident.
Seit dem Ruhestand 2008 literarische Arbeit und Vortragstätigkeit zu verschiedenen Themen der Theologie – und Kirchengeschichte.
Ausgewählte Publikationen:
- Das Abendmahlslied in den kurpfälzischen Gesangbüchern (bis 1619) in: Blätter für pfälzische Kirchengeschichte und religiöse Volkskunde, Jahrgang 86. 2019. S. 65-84.
- Das Berliner reformierte Gesangbuch von 1657/58 – ein hymnologischer Meilenstein reformierter Irenik in: Eberhard Cherdron, Kirchenmusikalisches. Studien I. BoD. Norderstedt. 2020. S. 62-76.
- Vorläufige Anmerkungen zur Musik des pfälzischen Unionsgesangbuches in: Eberhard Cherdron, Zur pfälzischen Kirchenunion von 1818. Studien II. (Veröffentlichungen des Vereins für Pfälzische Kirchengeschichte (VVPfKG) 37) BoD. Norderstedt. 2021. S. 53-151.
Evang, Martin
Abstract
In der 500-jährigen Geschichte deutschsprachiger evangelischer Gesangbücher gibt es erst seit vergleichsweise kurzer Zeit eine zentrale Zuständigkeit, die heute bei der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) liegt und in enger Kooperation mit den Landeskirchen wahrgenommen wird. Nach dem Evangelischen Kirchengesangbuch (EKG 1950) ist derzeit das Evangelische Gesangbuch (EG 1993) eingeführt und in Gebrauch.
Vor einigen Jahren haben die Kirchenkonferenz der EKD, in der alle Landeskirchen vertreten sind, und der Rat der EKD die Erarbeitung eines neuen Gesangbuchs beschlossen. In einem Impulsreferat informieren der Vorsitzende der Steuerungsgruppe, LKMD Prof. Dr. Gunter Kennel (Berlin), und eine der beiden Leiterinnen des Projektbüros im Kirchenamt der EKD, Oberkirchenrätin Susanne Hasselhoff (Hannover), über die Ziele, die Planung und Vorbereitung, die Arbeitsweisen und den Zeitplan zur Fertigstellung des neuen Gesangbuchs.
Über die hymnologischen Grundinformationen zu den Verfassern der Liedtexte und -melodien hinaus, die wie in früheren Gesangbüchern den Ausgaben des EKG und des EG beigegeben waren bzw. sind, sind im Auftrag der EKD je mehrbändige Handbücher zum EKG und zum EG erschienen. Im Vorblick auf ein neues Gesangbuch stellt sich die Frage, wie eine „Liederkunde“, die den Liedbestand eines Gesangbuchs auf wissenschaftlicher Grundlage allgemeinverständlich erschließt, unter heutigen Nutzungsanforderungen und medialen Bedingungen methodisch und inhaltlich zu konzipieren ist. Gedanken dazu äußern UMD Prof. Dr. Konrad Klek (Erlangen) und Dr. Martin Evang (Heiligengrabe).
Kurzvita
OKR Dr. Martin Evang
Martin Evang (Jahrgang 1957), Dr. theol., nach Gemeindepfarramt in Düsseldorf (1993–2005) und Landespfarramt für Gottesdienstberatung im Rheinland (2005–2013) Theologischer Referent für Gottesdienst und Stv. Leiter des Amtsbereichs der UEK im Kirchenamt der EKD (2013–2022); jetzt im Ruhestand in Heiligengrabe; Mitherausgeber der Liederkunde zum EG
Fischer, Michael
Abstract
Getrennt beten, vereint kämpfen. (Bi-)konfessionelle Militär- und Feldgesangbücher im Ersten Weltkrieg
Militär- und Feldgesangbücher sind Medienprodukte, die von den christlichen Kirchen im Zusammenspiel mit staatlichen und militärischen Dienststellen publiziert wurden. Seit der Frühen Neuzeit sind solche Hilfsmittel der Militärseelsorge konfessionell ausgerichtet.
Obwohl Ernst Moritz Arndt schon zu Beginn des 19. Jahrhundert ein konfessionsübergreifendes Nationalgesangbuch anregte, wurden Gesangbücher, die sich an evangelische und katholische Soldaten zugleich richteten, erst im Zeitalter des Ersten Weltkriegs veröffentlicht. Bezeichnenderweise waren diese bikonfessionell angelegt und gerade nicht (im heutigen Verständnis) „ökumenisch“. Initiiert wurden diese Bücher von Privatpersonen und Verlagen. Die Kirchen beteiligten sich nicht an solchen Projekten. Sie waren angesichts des Weltkriegs zwar an einem „Konfessionsfrieden“ (analog zum politisch propagierten „Burgfrieden“) interessiert, nicht aber am Verlust der konfessionellen Grenzen bzw. der eigenen Identität.
Der Vortrag möchte diesen Befund in die Geschichte der Militär- und Gesangbücher zwischen 1800 und 1918 einordnen.
Kurzvita
Prof. Dr. Dr. Michael Fischer
Studium der Geschichte und der Theologie in Freiburg im Breisgau, Mitglied des DFG-Graduierentenkollegs „Geistliches Lied und Kirchenlied interdisziplinär“ an der Universität in Mainz, 2003 kirchengeschichtliche Promotion in Freiburg, 2013 literaturwissenschaftliche Promotion in Bielefeld. Seit 2004 Wissenschaftler am Deutschen Volksliedarchiv, seit 2014 Geschäftsführender Direktor am Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. Seit 2021 Honorarprofessor im Fach Musikwissenschaft an der Hochschule für Musik Freiburg. 2004 bis 2013 Mitglied der Arbeitsgruppe „Lieder“ zur Erstellung eines neuen katholischen Gesangbuchs.
Homepage: https://www.zpkm.uni-freiburg.de/wir_ueber_uns/fischer
Forschungsschwerpunkte:
Geschichte und Theorie populärer Musik seit der Frühen Neuzeit; Medialität von Musik; historische Liedforschung; nationale Sinnstiftungen durch Musik; Geschichte christlicher Kultur und Musik, Kirchenlied und Gesangbuch
Ausgewählte Publikationen:
- Religion, Nation, Krieg. Der Lutherchoral „Ein feste Burg ist unser Gott“ zwischen Befreiungskriegen und Erstem Weltkrieg. Münster 2014.
- Exklusion durch Inklusion im Ersten Weltkrieg. Das Lutherlied „Ein feste Burg ist unser Gott“ im Dienste des Burgfriedens. In: Michael Fischer, Norbert Haag, Gabriele Haug-Moritz (Hrsg.): Musik in neuzeitlichen Konfessionskulturen (16.–19. Jahrhundert). Räume – Medien – Funktionen. Ostfildern 2014, 277–286.
- „Ein treuer Bundesgenosse in Deutschlands heiligem Kriege“. Kirchenlied und nationalreligiöse Propaganda. In: Stefan Hanheide; Dietrich Helms; Claudia Glunz; Thomas F. Schneider (Hrsg.): Musik bezieht Stellung. Funktionalisierungen der Musik im Ersten Weltkrieg. Göttingen 2013 (= Jahrbuch Krieg und Literatur XIX), 205–220.
Groote, Inga Mai
Kurzvita
Prof. Dr. Inga Mai Groote
„künstlich variiert und verneuert“: Das Gesangbuch als kompositorische Inspiration
Studium der Musikwissenschaft, Mittleren/Neueren Geschichte und Italianistik an der Universität Bonn, (Ober-)Assistenzen an den Universitäten München und Zürich. Professorin für Musikwissenschaft an den Universitäten Fribourg (2014–15) und Heidelberg (2015–18), seit 2018 Ordentliche Professorin für Musikwissenschaft an der Universität Zürich. Dent Medal 2018 der Royal Musical Association, 2021/22 Senior Fellow am Historischen Kolleg München.
Homepage: https://t.uzh.ch/1iG
Forschungsschwerpunkte:
Musikgeschichte der frühen Neuzeit (Deutschland, Italien) und des ausgehenden 19. Jh. (Frankreich); Musik in den frühneuzeitlichen Konfessionskulturen; Geschichte der frühneuzeitlichen Musiktheorie und ihrer Buchkultur; Gattungsgeschichte; Geschichte der Musikwissenschaft
Ausgewählte Publikationen:
- „Musikalische Poetik nach Melanchthon und Glarean: Zur Genese eines Interpretationsmodells“, in: Archiv für Musikwissenschaft 70 (2013), S. 227–253
- „‚Der Gsang sucht eingang durch den Klang‘: Fischarts Reaktionen auf die zeitgenössische Musikauffassung und –praxis“, in: Tobias Bulang (Hg.), Johann Fischart, genannt Mentzer. Frühneuzeitliche Autorschaft im intermedialen Kontext, Wiesbaden: Harrassowitz 2019, S. 33–48
- „Lutheranising through Music: Tracing the Confessional Soundscapes of Early Seventeenth-Century Wolfenbüttel and Braunschweig“, in: Marie-Alexis Colin, Iain Fenlon, Matthew Laube (Hgg.), Theatres of Belief. Music and Conversion in the Early Modern City, Turnhout: Brepols 2021, S. 141–164
Abstract
In der 500-jährigen Geschichte deutschsprachiger evangelischer Gesangbücher gibt es erst seit vergleichsweise kurzer Zeit eine zentrale Zuständigkeit, die heute bei der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) liegt und in enger Kooperation mit den Landeskirchen wahrgenommen wird. Nach dem Evangelischen Kirchengesangbuch (EKG 1950) ist derzeit das Evangelische Gesangbuch (EG 1993) eingeführt und in Gebrauch.
Vor einigen Jahren haben die Kirchenkonferenz der EKD, in der alle Landeskirchen vertreten sind, und der Rat der EKD die Erarbeitung eines neuen Gesangbuchs beschlossen. In einem Impulsreferat informieren der Vorsitzende der Steuerungsgruppe, LKMD Prof. Dr. Gunter Kennel (Berlin), und eine der beiden Leiterinnen des Projektbüros im Kirchenamt der EKD, Oberkirchenrätin Susanne Hasselhoff (Hannover), über die Ziele, die Planung und Vorbereitung, die Arbeitsweisen und den Zeitplan zur Fertigstellung des neuen Gesangbuchs.
Über die hymnologischen Grundinformationen zu den Verfassern der Liedtexte und -melodien hinaus, die wie in früheren Gesangbüchern den Ausgaben des EKG und des EG beigegeben waren bzw. sind, sind im Auftrag der EKD je mehrbändige Handbücher zum EKG und zum EG erschienen. Im Vorblick auf ein neues Gesangbuch stellt sich die Frage, wie eine „Liederkunde“, die den Liedbestand eines Gesangbuchs auf wissenschaftlicher Grundlage allgemeinverständlich erschließt, unter heutigen Nutzungsanforderungen und medialen Bedingungen methodisch und inhaltlich zu konzipieren ist. Gedanken dazu äußern UMD Prof. Dr. Konrad Klek (Erlangen) und Dr. Martin Evang (Heiligengrabe).
Hofmann, Andrea
Abstract
„Was für Dank kann ich dir sagen, liebster Jesu, treuster Freund.“ Frauen und ihre Gesangbücher in der Frühen Neuzeit
Frauen gestalteten und profilierten in entscheidender Weise evangelische Theologie und Frömmigkeit im 16. und 17. Jahrhundert. Dabei spielten Gesangbücher eine wichtige Rolle. Im Zentrum des Vortrags stehen exemplarisch die Gesangbücher von Magdalena Heymair (ca. 1535 – ca. 1586), Aemilie Juliana von Schwarzburg-Rudolstadt (1637-1706) und Henriette Catharina von Gersdorff (1648-1726). Diese Autorinnen fungierten nicht nur als Gesangbuch-Herausgeberinnen, sondern dichteten auch selbst einen Großteil der in den Gesangbüchern enthaltenen Lieder. Neben einer kurzen biographischen Einordnung der drei Frauen und einer historischen Kontextualisierung soll ein Blick auf die Spezifika ihrer Gesangbücher und der darin versammelten Lieder geworfen werden: Wie sind die Gesangbücher aufgebaut und welche Themen werden in den Liedern verhandelt? Wie und wo sollten die Lieder gesungen werden; wer sind die Adressatinnen? Und schließlich: Wie trugen gerade diese Gesangbücher zur Ausbildung einer spezifisch weiblichen Theologie und Frömmigkeit bei? .
Kurzvita
PD Dr. Andrea Hofmann
Studium der Theologie und Musikwissenschaft in Heidelberg und Salzburg; Promotion in Heidelberg 2013; Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Leibniz-Institut für Europäische Geschichte Mainz 2013-2017 und 2020-2022; 2017-2020 Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Neuere Christentumsgeschichte an der HU Berlin; 2018/2019 DFG-Forschungsstipendium an der Theologischen Fakultät Straßburg; 2022 Habilitation und Erteilung der Venia legendia an der Theologischen Fakultät Mainz, 2022 Vertretung der Professur für Neuere Christentumsgeschichte an der Theologischen Fakultät der HU Berlin, seit Oktober 2022 Fellow am Alfried Krupp-Kolleg Greifswald
Homepage: https://www.ieg-mainz.de/institut/personen/a-hofmann
Forschungsschwerpunkte:
Reformation und konfessionelles Zeitalter, Theologie im Ersten Weltkrieg, Kirchenlieder und Gesangbücher, Frauen und Frömmigkeit im 16. und 17. Jahrhundert
Ausgewählte Publikationen zum Thema der Tagung:
- Psalmenrezeption in reformatorischem Liedgut. Entstehung, Gestalt und konfessionelle Eigenarten des Psalmlieds, 1523-1650, Leipzig 22017 (AKThG 45).
- Das gedruckte Lied als Propagandainstrument, in: Jan Martin Lies (Hrsg.), Wahrheit – Geschwindigkeit – Pluralität. Chancen und Herausforderungen durch den Buchdruck im Zeitalter der Reformation, Göttingen 2021 (VIEG.B Abteilung für Abendländische Religionsgeschichte 132), 65-81.
Hofmann, Gerold
Kurzvita
Gerold Hofmann
Autor und Regisseur
Vita:
– 1954 geb. in Hochstetten bei Karlsruhe
– 1973 Abitur am Goethe-Gymnasium Karlsruhe
– von 1974 bis 1979 Studium der Germanistik und Geschichte in Heidelberg
– von 1984 bis 1990 Redakteur bei Studio TV Film, Berlin
– von 1990 bis 1992 freier Autor und Regisseur
– von 1993 bis 1996 Redakteur bei DIE ZEIT TV / Multimedia Hamburg
– von 1997 bis 2001 Leiter der Redaktion DIE ZEIT TV / AVE Berlin
– von 2001 bis 2009 freier Filmemacher mit Dokumentationen für ARD, ZDF und Arte
– von 2009 bis 2017 Lehrtätigkeit am evangelischen Dom-Gymnasium Brandenburg a.d.H.
– von 2017 bis 2020 Lehrtätigkeit am Phorms-Gymnasium München
– seit 2020 freier Autor
Publikationen:
Zeitungs- / Zeitschriftenartikel (Auswahl):
- Jedes Körnchen Sand. Über den Song „Every Grain of Sand“ von Bob Dylan, Publik-Forum Nr. 9, 14. Mai 2021
- Furcht und Elend des Deutschunterrichts, Frankfurter Allgemeine Zeitung Nr. 181, 06.08.2020
Buchveröffentlichung:
- Mutig gegen Marx & Mielke. Die Christen und das Ende der DDR, Evangelische Verlagsanstalt, Leipzig 2009
Filme (Auswahl):
- Kirche, Karma und Konsum. Was glauben die Deutschen? 45 Min., MDR/SWR 2011
- Der große Crash. Die Wirtschaftskrise 1929, WDR 2009 (Deutscher Wirtschaftsfilmpreis 2017)
- Mutig gegen Marx und Mielke. Christen in der DDR, 45 Min., MDR 2009
- „Ich singe Dir mit Herz und Mund“. Der Liederdichter Paul Gerhardt, EKD/Matthias-Film 2007
- Liebe ist stark wie der Tod. Die Welt des Dietrich Bonhoeffer, 30 Min., ZDF 2006
- Augustinus – ein Leben zwischen Lust und Liebe, 43 Min., ZDF 2004
- Knockin‘ On Dylan’s Door. Begegnungen mit Bob Dylan, 80 Min., ZDF/Arte 2001
- Wogen der Trauer. Große Begräbnisse von JFK bis Lady Di, 90 Min., ZDF/Arte 1999
- Der Tod im Traum. Von Bildern der Unsterblichkeit, 43 Min., ZDF 1993
- Neugeboren. Ein Film zu Weihnachten, 15 Min., ZDF 1992
Jürgens, Henning P.
Abstract
»Exportschlager«: Der Genfer Psalter aus europäischer Perspektive
Wohl kaum ein Gesangbuch der Reformationszeit kann so sehr als Ausdruck konfessioneller Identität gelten wie der Genfer Psalter. Impulse aus der niederländischen geistlichen Gesangspraxis und der französischen humanistischen Dichtung, ebenso aber aus Straßburg und Oberdeutschland aufnehmend, schufen Calvin und seine Mitstreiter in mehreren Schritten ein Gesangbuch, das zur alleinigen Grundlage des reformierten Genfer Gemeindegesangs werden sollte. Als solches entwickelte es sich zu einem »Exportschlager« und Erfolgsmodell. Für reformierte Gemeinden in ganz Europa und darüber hinaus dienten die französischen gereimten Fassungen der 150 Psalmen, vor allem aber die Melodien und Sätze des Genfer Gesangbuchs zur Vorlage für je eigene Psalter-Gesangbücher, die zum verbindenden Element des »International Calvinism« wurden. Der Vortrag beleuchtet Entstehung, europäische Rezeptionsvorgänge und identitätsbildende Funktionen des Genfer Psalmengesangbuchs. .
Kurzvita
Dr. Henning P. Jürgens
Leibniz-Institut für Europäische Geschichte Mainz
Wiss. Mitarbeiter, Sprecher des Forschungsbereichs 1 »Pluralisierung und Marginalität«
Studium der Geschichte, Evangelischen Theologie und Philosophie in Hamburg, Münster und Göttingen.
1994 Magister Artium in Hamburg, Promotion (2000) zum Dr. phil. an der Universität Göttingen.
1994–1998 Stipendiat im Göttinger DFG-Graduiertenkolleg »Kirche und Gesellschaft im Heiligen Römischen Reich im 15. und 16. Jahrhundert«,
1998–2003 Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Johannes a Lasco Bibliothek, Emden,
2003–2007 Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz.
Seit 2007 Wissenschaftlicher Mitarbeiter am IEG
(2015–2018 Koordinator des Kooperationsprojekts »Repräsentationen des Friedens«, 2018–2022 Koordinator des Work Package 2 im EU-Forschungsprojekt RETOPEA).
Homepage: https://www.ieg-mainz.de/institut/personen/juergens
Forschungsschwerpunkte:
Geschichte der Reformation und Konfessionsbildung, Geschichte der Predigt, Frühneuzeitliche Friedensforschung, Polnische Geschichte der Frühen Neuzeit
Veröffentlichungen z. Thema der Tagung:
- Eckhard GRUNEWALD / Henning P. JÜRGENS / Jan R. LUTH (Hg.), Der Genfer Psalter und seine Rezeption in Deutschland, der Schweiz und den Niederlanden 16.–18. Jahrhundert, Tübingen 2004 (Frühe Neuzeit 97).
- Eckhard GRUNEWALD / Henning P. JÜRGENS (Hg.), Der Psalter deß Königlichen Propheten Dauids / In deutsche reymen verstendiglich vnd deutlich gebracht […] Durch Ambrosium Lobwasser Doctorem. […], Leipzig. 1576, Hildesheim 2004.
- Henning P. JÜRGENS, Der Genfer Psalter – europaweiter Kulturtransfer, konfessionelle Kultur und europäische Literaturen, in: Europäische Geschichte Online (EGO), hg. vom Institut für Europäische Geschichte (IEG), Mainz 2010-12-03. URL: http://www.ieg-ego.eu/juergensh-2010-de URN: urn:nbn:de:0159-20100921251
- Henning P. JÜRGENS, Das Evangelium singen – Gesangbücher und Psalter im europäischen Kontext, in: Irene DINGEL /Ute LOTZ-HEUMANN (Hg.), Entfaltung und zeitgenössische Wirkung der Reformation im europäischen Kontext / Dissemination and Contemporary Impact of the Reformation in a European Context, Gütersloh 2015 (SVRG 216), S. 103–123.
Kennel, Gunter
Abstract
In der 500-jährigen Geschichte deutschsprachiger evangelischer Gesangbücher gibt es erst seit vergleichsweise kurzer Zeit eine zentrale Zuständigkeit, die heute bei der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) liegt und in enger Kooperation mit den Landeskirchen wahrgenommen wird. Nach dem Evangelischen Kirchengesangbuch (EKG 1950) ist derzeit das Evangelische Gesangbuch (EG 1993) eingeführt und in Gebrauch.
Vor einigen Jahren haben die Kirchenkonferenz der EKD, in der alle Landeskirchen vertreten sind, und der Rat der EKD die Erarbeitung eines neuen Gesangbuchs beschlossen. In einem Impulsreferat informieren der Vorsitzende der Steuerungsgruppe, LKMD Prof. Dr. Gunter Kennel (Berlin), und eine der beiden Leiterinnen des Projektbüros im Kirchenamt der EKD, Oberkirchenrätin Susanne Hasselhoff (Hannover), über die Ziele, die Planung und Vorbereitung, die Arbeitsweisen und den Zeitplan zur Fertigstellung des neuen Gesangbuchs.
Über die hymnologischen Grundinformationen zu den Verfassern der Liedtexte und -melodien hinaus, die wie in früheren Gesangbüchern den Ausgaben des EKG und des EG beigegeben waren bzw. sind, sind im Auftrag der EKD je mehrbändige Handbücher zum EKG und zum EG erschienen. Im Vorblick auf ein neues Gesangbuch stellt sich die Frage, wie eine „Liederkunde“, die den Liedbestand eines Gesangbuchs auf wissenschaftlicher Grundlage allgemeinverständlich erschließt, unter heutigen Nutzungsanforderungen und medialen Bedingungen methodisch und inhaltlich zu konzipieren ist. Gedanken dazu äußern UMD Prof. Dr. Konrad Klek (Erlangen) und Dr. Martin Evang (Heiligengrabe).
Kurzvita
Prof. Dr. Gunter Kennel
(Jahrgang 1961), 1980 bis 1989 Studium Evangelische Kirchenmusik (A), Konzertfach Orgel und Theologie in München und London. 1989 Meisterklassendiplom. 1994 Promotion in Theologie.
Von 1992 bis 2002 als Kirchenmusiker in Berlin-Kreuzberg tätig, seit 2002 Landeskirchenmusikdirektor, seit 2004 für die neugebildete Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz in ihrer Gesamtheit.
Jahrzehntelange Erfahrung als Organist und Dirigent. Komponist v. a. von Orgel- und Chormusik, die bei verschiedenen Verlagen erschienen ist.
Seit 2011 als Honorarprofessor für Kirchenmusik an der Humboldt-Universität. Davor Präsident der Direktorenkonferenz für Kirchenmusik und bis 2021 Vorsitzender der Ständigen Konferenz für Kirchenmusik und seit 2019 auch Vorsitzender der Steuerungsgruppe Gesangbuchrevision der EKD.
Klek, Konrad
Abstract
In der 500-jährigen Geschichte deutschsprachiger evangelischer Gesangbücher gibt es erst seit vergleichsweise kurzer Zeit eine zentrale Zuständigkeit, die heute bei der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) liegt und in enger Kooperation mit den Landeskirchen wahrgenommen wird. Nach dem Evangelischen Kirchengesangbuch (EKG 1950) ist derzeit das Evangelische Gesangbuch (EG 1993) eingeführt und in Gebrauch.
Vor einigen Jahren haben die Kirchenkonferenz der EKD, in der alle Landeskirchen vertreten sind, und der Rat der EKD die Erarbeitung eines neuen Gesangbuchs beschlossen. In einem Impulsreferat informieren der Vorsitzende der Steuerungsgruppe, LKMD Prof. Dr. Gunter Kennel (Berlin), und eine der beiden Leiterinnen des Projektbüros im Kirchenamt der EKD, Oberkirchenrätin Susanne Hasselhoff (Hannover), über die Ziele, die Planung und Vorbereitung, die Arbeitsweisen und den Zeitplan zur Fertigstellung des neuen Gesangbuchs.
Über die hymnologischen Grundinformationen zu den Verfassern der Liedtexte und -melodien hinaus, die wie in früheren Gesangbüchern den Ausgaben des EKG und des EG beigegeben waren bzw. sind, sind im Auftrag der EKD je mehrbändige Handbücher zum EKG und zum EG erschienen. Im Vorblick auf ein neues Gesangbuch stellt sich die Frage, wie eine „Liederkunde“, die den Liedbestand eines Gesangbuchs auf wissenschaftlicher Grundlage allgemeinverständlich erschließt, unter heutigen Nutzungsanforderungen und medialen Bedingungen methodisch und inhaltlich zu konzipieren ist. Gedanken dazu äußern UMD Prof. Dr. Konrad Klek (Erlangen) und Dr. Martin Evang (Heiligengrabe).
Laube, Matthew
Abstract
Die Hauskirche im Gefängnis: Das Gesangbuch in den Zuchthäusern des 17. Jahrhunderts
EN: In the seventeenth century, Houses of Discipline were founded across Protestant Europe. Viewed as a humane alternative to scaffold execution and corporal punishment, these prisons confined primarily minor criminals such as thieves, unlicensed beggars and idlers. First established in Amsterdam and other leading cities of the Netherlands, Houses of Discipline soon appeared in Bremen and, by the 1620s, in Hamburg and Lübeck. Adopting the language and structure of the family household, these civic prisons aimed to resocialize inmates through forced labor as well as religious education. This paper examines the hitherto overlooked role of hymns – and the importance of the German hymnal – to the moral rehabilitation of early modern prisoners. It investigates one hymnal in particular, until now unknown to scholars, which was created for use in the House of Discipline in Hamburg.
DE: Im 17. Jahrhundert wurden Zuchthäuser im ganzen protestantischen Europa gegründet. Vorgesehen für kleinere Kriminelle wie Diebe, Bettler, und Faulenzer, wurden Zuchthäuser als menschenwürdige Alternative zu Hinrichtungen auf dem Schafott und körperlichen Bestrafung konzipiert. Zuerst gegründet in Amsterdam und anderen führenden Städten der Niederlande, entstanden Zuchthäuser um 1610 in Bremen und in den 1620er Jahren in Hamburg und Lübeck. Diese bürgerlichen Gefängnisse übernahmen die Sprache und Struktur des Familienhaushalts und waren dazu bestimmt, Häftlinge durch Zwangsarbeit und Religionsunterricht zu resozialisieren. Der Vortrag untersucht die bisher übersehene Rolle von Kirchenliedern – und die Bedeutung des deutschen Gesangbuchs – für die moralische Rehabilitation frühneuzeitlicher Gefangener. Insbesondere untersucht er ein der Wissenschaft bislang unbekanntes Gesangbuch, das für den Gebrauch im Zuchthaus in Hamburg geschaffen wurde. .
Kurzvita
Dr. Matthew Laube
Studium der Posaune, Musikwissenschaft und Germanistik in Mississippi und Utah (USA) und an der Royal Holloway, University of London (GB); Promotion in London 2014; zwischen 2014 und 2017 Wiener-Anspach Postdoctoral Fellow in Cambridge und Brüssel; zwischen 2018 und 2022 Leverhulme Early Career Fellow an der Birkbeck, University of London; seit August 2022 Assistant Professor of Church Music an der Baylor University (Texas, USA).
Homepage: https://www.baylor.edu/ccms/index.php?id=986032
Forschungsschwerpunkte:
Sozial- und Kulturgeschichte der Musik der Frühen Neuzeit; Musik und Theologie in der Reformation
Ausgewählte Publikationen zum Thema der Tagung:
- „A Black Life in Reformation Heidelberg: Dietrich Mohr, Kettledrummer and Trumpeter,“ Past & Present Blog, 22 October 2020
- „The Harmony of One Choir’? Music and Social Unity in Reformation Heidelberg,“ Past & Present, Volume 248, Issue 1, August 2020, 41–86
- „Materializing Music in the Lutheran Home,“ Past & Present, Volume 234, Issue suppl_12, November 2017, 114–138
Liebe, Thilo
Abstract
Die Gesangbuchsammlung des LAELKB
Die Gesangbuchsammlung ist ein relativ junger Bestand der Bibliothek im Landeskirchlichen Archiv der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern. Mit der Einführung des ersten gemeinsamen „Evangelischen Kirchengesangbuchs“ (EKG) in den 1950er Jahren wurden vermehrt nicht mehr gebrauchte Gesangbücher abgegeben und verzeichnet. Erst mit Einführung des Nachfolgers, dem „Evangelischen Gesangbuch“ (EG), begann in den 1990er Jahren der systematische Aufbau einer Gesangbuchsammlung.
Der Sammelauftrag umfasst zunächst grundsätzlich alle Gesangbücher aus dem Raum der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern sowie ihrer jeweiligen Vorgängerinnen in den einzelnen Territorien. Darüber hinaus werden gut erhaltene und bemerkenswerte Gesangbücher aus anderen Regionen und Ländern, Liederhefte, Orgelsätze und ähnliches eingestellt.
Insgesamt enthält die Gesangbuchsammlung etwa 3.000 Medieneinheiten. Daneben befinden sich weitere Gesangbücher in den Depotbibliotheken oder Sammlungen, wie zum Beispiel in der Fenitzer-Dilherr-Bibliothek oder der Spitalbibliothek. Ein Schatz, der sich zu heben lohnt!
Kurzvita
Thilo Liebe
Diplom-Bibliothekar (FH) mit Stationen an der Universitätsbibliothek Karlsruhe, der Bibliothek des Fachbereichs Pflegemanagement in Neuendettelsau und der Bibliothek der Evangelischen Hochschule in Nürnberg.
Derzeit Leiter der Bibliothek im Landeskirchlichen Archiv der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern.
Milde, Jonas
Abstract
Bei dem Porst’schen Gesangbuch handelt es sich um eine vom Pietismus geprägte Liedersammlung – wie es sie zu Beginn des 18. Jahrhunderts zu Dutzenden gab. Doch anders als nahezu alle anderen Gesangbücher ihrer Zeit erreichten die erstmals 1709 in Berlin gedruckten Geistlichen und lieblichen Lieder ein geradezu methusalemisches Alter: Erst 1908 erschien die letzte Ausgabe.
Über zweihundert Jahre wurde ‚der Porst‘ von Millionen preußischer Christenmenschen – vornehmlich in Brandenburg und Pommern – als Gesang- und Gebetbuch gebraucht und prägte über lange Zeit die Frömmigkeit hunderter evangelischer Gemeinden dieser Regionen. Wie konnte es geschehen, dass eine solche, in ihrem Repertoire wenig charakteristische und in ihrer Gestalt eher nüchterne Sammlung eine derart ungewöhnlich lange ‚Lebenszeit‘ und über 150 Auflagen erlebte? Der Vortrag zeichnet den in der Gesangbuchgeschichte einmaligen Weg eines Berliner Stadtgesangbuchs zu einem preußischen ‚Kultobjekt‘ nach.
Kurzvita
Jonas Milde, Dipl.-Theol.
Studium der Evangelischen Theologie in Münster, Basel und Berlin; Erstes Theologisches Examen (2019); Promotionsstudium an der Theol. Fakultät der HU Berlin (seit 2019); Wissenschaftlicher Mitarbeiter des Editionsprojektes Johannes Bugenhagen. Reformatorische Schriften. Bd. 2: 1525–26 an der Ev.-Theol. Fakultät der WWU Münster (2019–2023).
Forschungsschwerpunkte:
Werk und Theologie des Reformators Johannes Bugenhagen; evangelische Gesangbuchgeschichte, vornehmlich in Preußen (Dissertationsprojekt: Das Porst’sche Gesangbuch).
Ausgewählte Publikationen zum Thema der Tagung:
- Das Schlesische Gesangbuch. Reiche Traditionen und aktuelle Forschungsfelder, in: Jahrbuch für Schlesische Kirchengeschichte 97/98 (2018/19), 93–118.
- Das Porst’sche Gesangbuch, 1709–1908 [Vorstellung akademischer hymnologischer Projekte], in: JLH 61 (2022), 200f.
Schäfer, Christiane
Abstract
Die Geschichte der deutschsprachigen katholischen Gesangbücher ist ohne die Reformation nicht denkbar. Ihr Entstehen ist eine direkte Reaktion auf den enormen Erfolg der ab 1524 rasant zunehmenden evangelischen Gesangbuchproduktion. Während die ersten katholischen Gesangbücher von Michael Vehe (Leipzig 1537) und von Johann Leisentrit (Bautzen 1567) noch versuchen, die lutherischen Vorbilder möglichst genau nachzuahmen, bildet sich mit den auflagenstarken Jesuitengesangbüchern des 17. Jahrhunderts eine eigenständige Tradition heraus, die klar auf Abgrenzung setzt. Dies ist unter anderem auch darauf zurückzuführen, dass den Liedern in beiden Konfessionen in ihrem liturgischen Vollzug jeweils ein unterschiedlicher Stellenwert zugemessen wird. So wirken auf die katholischen Gesangbücher zwar die gleichen kultur- und geistesgeschichtlichen Strömungen ein, die auch die evangelischen Gesangbücher prägen – und doch unterscheiden sich beide Traditionen deutlich voneinander. Im Vortrag soll die Entwicklung des katholischen Gesangbuchs anhand der wichtigsten Überlieferungsstationen vorgestellt werden.
Kurzvita
Dr. Christiane Schäfer
„Kommt und lobet ohne End…“ – Eine kurze Geschichte des katholischen Gesangbuches von seinen Anfängen bis zur Gegenwart.
Studium der Deutschen Philologie, der Buchwissenschaften und der Volkskunde in Mainz. Promotion im Fach Neuere deutsche Literaturgeschichte mit einer Arbeit zu dem Thema „Wunderschön prächtige – Geschichte eines Marienliedes“ (Tübingen: Francke 2006). Seit 2010 wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Forschungsstelle „Kirchenlied und Gesangbuch“ der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Mitherausgeberin der Reihe „Mainzer Hymnologische Studien“
Forschungsschwerpunkte:
Marienlieder, Kirchenlied und Migration, Liedwanderungen zwischen den Konfessionen, Rezeptionsgeschichte
Ausgewählte Publikationen zum Thema der Tagung:
- Konstanz – Freiburg i. Br. – Rottenburg – St. Gallen – Sitten – Basel – Chur – Metz – Nancy – Straßburg – Speyer. In: Geschichte des katholischen Gesangbuchs. Hrsg. von D. Fugger und A. Scheidgen. Tübingen und Basel: Francke 2008, 107-150.
- Ansgar Franz, Hermann Kurzke, Christiane Schäfer (Hg.): Die Lieder des Gotteslob. Geschichte – Liturgie – Kultur. Stuttgart 2017 (Die Lieder des Gotteslob (bibelwerk.shop)
- Mechthild Bitsch-Molitor, Ansgar Franz, Christiane Schäfer (Hg.): Die Lieder des Mainzer Gotteslob. Geschichte – Musik – Spiritualität. Ostfildern 2022 (Die Lieder des Mainzer Gotteslob (verlagsgruppe-patmos.de))
Schilling, Johannes
Abstract
Gesangbücher sind eine Erfindung der Reformation. Seit 1524 leben evangelische Christen und Gemeinden mit Gesangbüchern. Grundlegende Entscheidungen über ihren Aufbau und Inhalt wurden schon zu Lebzeiten der Reformatoren getroffen und mit den Gesangbuchreformen des 19. und 20. Jahrhunderts erneuert.
Der Vortrag bietet einen Überblick über 500 Jahre Geschichte evangelischer Gesangbücher. Er nimmt diese zuerst als Zeugnisse der Frömmigkeit wahr, die ihrerseits erhebliche Bedeutung für die religiösen und kirchlichen Prägungen ihrer jeweiligen Benutzer hatten, sucht ihre geschichtlichen Orte auf, fragt nach den materiellen Bedingungen ihrer Entstehung und Verbreitung und entwickelt Gesichtspunkte für eine umfassende Erforschung dieser Quellen der Christentumsgeschichte. Neben dem Rekurs auf bekannte und maßgebende Gesangbücher sollen auch weniger beachtete oder unbekannte Exemplare vorgestellt warden.
Der Vortrag versteht sich insofern als Prospekt für die Tagung, aber auch als Versuch, Kriterien für die Arbeit an einem künftigen Gesangbuch aufzuzeigen.
Kurzvita
Prof. Dr. Dr. Dr. h.c. Johannes Schilling
Studium der Germanistik, Musikwissenschaft, Germanistik, Lateinischen Philologie des Mittelalters und Evangelischen Theologie an den Universitäten Göttingen, Zürich, Wien und München, Promotionen 1980 und 1986, Habilitation 1990, Förderstipendiat des Historischen Kollegs in München, 1993-2016 Professor für Kirchengeschichte an der Theologischen Fakultät der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, 2017 Dr. theol. h.c. Kopenhagen, Mitglied der Akademie der Wissenschaften in Hamburg, seit 1999 Präsident der Luther-Gesellschaft.
Homepage: www.theol.uni-kiel.de
Forschungsschwerpunkte:
Luther, Melanchthon, Reformationsgeschichte, Frömmigkeitsgeschichte
Ausgewählte Publikationen zum Thema der Tagung:
- „… weil sie die Menschen fröhlich macht“. Martin Luther und die Musik, in: Musik & Kirche 86, 2016, S. 348-352. – Dänische Übersetzung (von Mikael Garnaes): „… fordi den gor menneskene muntre“. Martin Luther og musikken, in: Organistenbladet 83 Nr. 5, 2017, S. 175-182.
- „Kraft- und Kerngesänge“ für Geist und Herz. Gotthard Ludwig Kosegartens Ausgabe der „Lieder Luthers“ aus dem Jahr 1818 und die Aktualität seiner Idee guter evangelischer Lieder, in: Hier ist gut seyn. Vorträge und Predigten aus dem Kirchen- und Musiksommer 2018. Hrsg. von Christian Ohm, Altenkirchen [auf Rügen] 2019, 152-169. – Wieder in: Luther 93, 2022, S. 42-55.
- 368 In allen meinen Taten, in: Liederkunde zum Evangelischen Gesangbuch Heft 29. Göttingen 2022, S. 50-54.
Wipfler, Esther
Abstract
DE: Die Bilder im Gesangbuch sind keineswegs nur dekoratives Beiwerk, sondern wurden stets absichtsvoll eingesetzt: Sie dienten der Einführung, Vertiefung und Erweiterung der heilsgeschichtlichen Inhalte und waren auch als eigenständige Andachtsbilder konzipiert. Die Gesangbuchillustration war Teil der visuellen Kultur ihrer Zeit und reflektiert neue religiöse Bedürfnisse, Frömmigkeitspraktiken und theologische Ideen. Zuweilen gab sie auch anderen Gattungen Impulse. Diese Potentiale zeigen geradezu paradigmatisch die in Nürnberg verlegten Gesangbuchdrucke, da diese während der ersten drei Jahrhunderte seit der Reformation in besonders großer Zahl und Dichte bebildert wurden.
Dass die Ikonographie weitere, auch andersartige Botschaften als Text und Musik vermitteln sollte, zeigt exemplarisch die Emblematik des 17. Jahrhunderts, die von führenden Theologen und Dichtern der Zeit in Zusammenarbeit mit den Künstlern der fränkischen Metropole für die Gesangbücher entwickelt wurde. In dem Vortrag werden die großen Paradigmenwechsel und prägenden Faktoren der Nürnberger Gesangbuchillustration vorgestellt.
Not Only „Ornament“: The Illustration of Nuremberg Hymnals from the 16th to the 18th Century
EN: The images in hymnals are by no means merely decorative accessories, they are always placed intentionally: they served to introduce, deepen, and expand the contents of the songs and hymns and were also conceived as devotional images in their own right. Hymnal illustration was part of the contemporary visual culture, and reflected new devotional practices, spiritual needs and theological ideas. At times, it also gave impulses to other genres. The illustrated hymnal prints published in Nuremberg during the first three centuries since the Reformation in particularly large numbers and density, show the potentials of this imagery paradigmatically. The fact that the iconography should convey messages other than text and music is visible exemplarily in the emblems of the 17th century. They were created by the leading theologians and poets of the time in collaboration with the artists of the Franconian metropolis.
The lecture will present the major paradigm shifts and formative factors of Nuremberg hymnal illustration.
Kurzvita
Dr. Esther P. Wipfler
Studium der Mittleren und Neueren Geschichte, Europäischen Kunstgeschichte, Romanistik und Historischen Hilfswissenschaften in Heidelberg und Göttingen; Promotion in Heidelberg 1997; Volontariat an den Staatlichen Bayerischen Museen in München 1998-2000; seit 2001 Wissenschaftliche Mitarbeiterin der Redaktion des Reallexikons zur Deutschen Kunstgeschichte, seit 2012 Forschungsstelle Realienkunde am Zentralinstitut für Kunstgeschichte in München.
Homepage: https://www.zikg.eu/personen/ewipfler
Forschungsschwerpunkte:
Kunst- und Kulturgeschichte des Mittelalters und der Frühen Neuzeit mit den Schwerpunkten: Die Kirchenausstattung seit der Gotik, protestantische Ikonographie; Urbanistik; Geschichte des religiösen Spielfilms; Kunsttechnik
Ausgewählte Publikationen zum Thema der Sektion:
- Esther Wipfler: Frontispiz und Titelblatt evangelischer Gesang- und Gebetbücher − Typen, Entwicklungen, Funktionen und Gestalter. Versuch eines Überblicks In: Das Gesangbuch und seine Bilder. Voraussetzungen, Gestaltung, Wirkung, hg. von Esther Wipfler, Köln: Böhlau 2020 (Veröffentlichungen der Forschungsstelle Realienkunde, 6), S. 45-82
- Esther Wipfler: Esther Wipfler über ein verkanntes Bild-Medium: Das Gesangbuch
In: https://www.zispotlight.de (2020)
Online-Ressource - Esther Wipfler: Gesangbuch, evangelisch
In: www.rdklabor.de Zentralinstitut für Kunstgeschichte 2017
Online-Ressource